Ein Problem scheint gelöst, wie durch Wunderhand werden wir an den Starkstrom angeschlossen: Einer unser Hauptdarsteller, Zmnako, der als Becketts Estragon letztes Jahr mit seinen Schuh-Nummern die Kinder in den Camps zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat, war schon einmal Ansager in genau dem Fernsehsender, der neben unserem Spielort liegt.

Licht in den Tiefen der Tabakfabrik
© Paolo Accardo

Ruckzuck ist ein Termin organisiert mit einem Herrn im Anzug (Der Chef des Senders? Ein Abteilungsleiter? Der Assistent? Wir wissen es nicht), der uns Tee servieren lässt und durch den Übersetzer mitteilt, dass er für die Kunst schon mal ein paar Hundert Ampère springen lässt. Schnell dämmert uns, dass es definitiv NICHT der Assistent sein kann, denn im Minutentakt werden der Chefelektriker, der technische Leiter des Senders und der Chef der Abteilung Kultur zur Besprechung dazu gerufen um konkret zu klären, wie der Starkstrom zu unserer Bühne fließt. Am Schluss heißt der Deal: Wenn wir 400 Meter Kabel besorgen, wird der Sender jeden Abend zur Vorstellung Starkstrom durch diese Kabel schicken.

Zmnako spielt
Muzafar Subhdam
© Paolo Accardo

Wenn es nicht so ein dummes Wortspiel wäre, würde ich sagen: Wir verlassen den Sender elektrisiert, jedenfalls sind wir in Hochstimmung. EINE Frage von ungefähr 128 ist geklärt, Zmnako ist stolz, wir sind dankbar. Ab jetzt wird mir dieser charismatische Schauspieler immer im Spaß drohen: Wenn du heute Abend die Probe wieder überziehst, ziehe ich dir 5 Ampère ab.

Stefan Otteni