Beckett und die Tabakfabrik
Da der Spielort im Klostergarten räumlich doch sehr beschränkt ist, suchte die Theatergruppe einen größeren Spielort in Sulaymaniyah. Nach den Proben im Kloster wurde die Produktion in der Alten Tabakfabrik im Zentrum der Stadt gezeigt. Der Spielort, eine Halle voll mit Autoreifen und alten Akten, entpuppte sich als perfekter Aufführungsort für Beckett.
Ein Beckett-Abend, das war der Wunsch der Theatergruppe, die in diesem Jahr ausschließlich aus Erwachsenen bestand. Die Kinder, die im letzten Jahr mitspielten, waren mit ihren Familien nach Mossul zurückgekehrt. Sehr im Gegensatz zur europäischen Rezeption von Beckett-Texten, wo man auf der Suche nach Symbolen nicht abstrakt genug sein kann, ist die Frage, ob man noch eine Möhre hat oder nicht, ob die Schuhe für den langen Weg zu klein sind oder nicht, vor allem bei den Aufführungen in den Flüchtlingslagern ein ganz konkretes und elementares Problem.
Weil wir mit den Geflüchteten einen Abend erarbeitet hatten, der neben den Alpträumen von Steckenbleiben und Sinnlosigkeit auch helle und optimistische Seiten zeigte, war die Aufführung hoch umstritten: Während die Theaterkolleg*innen teilweise den »schwarz funkelnden Diamant« Beckett vermissten, war es Anderen für die Einwohner der Lager schon zu dunkel und pessimistisch. Wir haben dann in den Aufführungen nur gute Erfahrungen gemacht, mit den Figuren des irischen Meisters: Sie haben keine Chance und geben nicht auf – das traf genau das Lebensgefühl vieler Kurd*innen, vieler Geflüchteten.